Depression in der Schwangerschaft ist ein Tabuthema. Dabei kommt sie in der Schwangerschaft häufig vor. Studien zeigen, dass etwa zehn bis zwölf Prozent aller schwangeren Frauen an einer Depression leiden (Bennet et al., 2014). Viel zu selten wird über das Thema ehrlich gesprochen und oft bleibt die Depression unerkannt - das kann Folgen für Mutter und Kind haben.
Wie lässt sich eine Depression erkennen?
Depressionen in der Schwangerschaft können sich ganz unterschiedlich äußern.
Betroffene Frauen leiden häufig unter Freudlosigkeit, Traurigkeit, sie müssen häufig unvermittelt weinen und fühlen sich hoffnungslos („Das schaffe ich nie“, „Ich werde eine schlechte Mutter“).
Betroffenen kann es schwerfallen, sich zu konzentrieren und den Alltag zu meistern. Gedanken können immer wieder um dieselben Themen kreisen („Ich bin jetzt schon völlig am Ende, wie soll ich das alles schaffen, wenn erst das Kind da ist?“).
Aufgrund der negativen Gedanken kann es zu Schuldgefühlen gegenüber dem Baby oder auch dem Partner kommen. Nur wenige Frauen finden den Mut, über ihre Gedanken und Gefühle zu sprechen. Was dazu führt, dass sich Frauen oft völlig allein und unnormal fühlen, denn ihr Umfeld sagt, sie sollten sich doch auf ihr Baby freuen und überglücklich sein.
Auch der Körper reagiert
Es können auch eine Reihe von körperlichen Symptomen auftreten. Sie gelten als normale Schwangerschaftsbeschwerden und dies sind sie oft auch. Daher ist es nicht leicht einzuordnen, ob sie auf eine Depression hindeuten. Nur etwa 20 Prozent der depressiven Erkrankungen werden bei Schwangeren diagnostiziert (Hatten et al., 2007)
Depressive Frauen berichten häufig von Übelkeit, Bauchschmerzen, Kurzatmigkeit, Schlafstörungen, fehlender Lust auf Sex oder einem veränderten Appetit (Kelly et al., 2001).
Die Diagnose einer Depression kann nur sicher von einem Arzt oder einem psychologischen Psychotherapeuten gestellt werden.
Wie kommt es zu einer Schwangerschaftsdepression?
Schwangerschaftsdepressionen haben dieselben Ursachen, wie andere depressive Erkrankungen auch. Grundsätzlich gilt, wer schon mal an einer Depression oder einer andern psychischen Störung erkrankt ist, hat ein höheres Risiko an einer Schwangerschaftsdepression zu erkranken. Studien zeigen (z. B. Cohen et al., 2006), dass ca. 40 Prozent der Frauen mit einer Depression in der Vorgeschichte einen Rückfall in der Schwangerschaft erleiden.
Schwangere Frauen sind mit einer ganzen Reihe emotionaler Herausforderungen konfrontiert.
So konnten stressige Lebensumstände, wie beispielsweise Umzug, Schwierigkeiten mit dem Partner oder finanzielle Probleme als Risikofaktoren identifiziert werden. Auch die Unsicherheiten, die die neue Rolle als (mehrfache) Mutter mitbringt und die Sorge um das Kind, können emotional belastend sein, besonders, wenn Unterstützung von Familie oder Freunden fehlt.
Eine Risikoschwangerschaft, ein lang unerfüllter Kinderwunsch, frühere Fehlgeburten oder traumatische Geburtserlebnisse können unter Umständen ebenfalls die Entwicklung einer Depression fördern (Blackmore et al., 2011).
Falls mehrere Risikofaktoren zutreffen, kann es sinnvoll sein, sich präventiv Hilfe zu suchen. Dazu stehen psychotherapeutische Interventionen zu Verfügung, deren Wirksamkeit für Mutter und Kind nachgewiesen sind (Jung-Hoffmeister et al., 2011).
Was kann ich tun, wenn ich befürchte, selbst betroffen zu sein?
Falls Sie die Sorge haben, Sie könnten an einer Depression leiden, brauchen Sie sich nicht zu schämen! Eine Depression ist ebenso wie eine körperliche Erkrankung keine Frage von Schuld: Sie haben sich die Depression nicht ausgesucht. Und niemand würde zögern, wegen Rückenschmerzen einen Arzt aufzusuchen.
Sprechen Sie zeitnah mit Ihrer Ärztin / Ihrem Arzt und Ihrer Hebamme über Ihre Sorgen und Ängste oder suchen Sie einen Psychotherapeuten auf.
Wie wird eine Schwangerschaftsdepression behandelt?
Depressionen sind - auch in der Schwangerschaft - in den meisten Fällen gut behandelbar.
Die gängigsten Behandlungsmethoden sind Psychotherapie und/oder die Einnahme von Medikamente. Da Medikamente Nebenwirkungen haben können, die sich auf das Kind auswirken können, sollten Medikamente in der Schwangerschaft und Stillzeit nur nach sorgfältiger Absprache mit Ihrer Ärztin / Ihrem Arzt eingenommen werden. Dennoch lässt sich eine schwere Depression auch während der Schwangerschaft medikamentös behandeln.
Für leichte bis mittelschwere Depressionen ist eine psychotherapeutische Behandlung ohne Medikamente das Mittel der Wahl.
Welche Risiken birgt eine Schwangerschaftsdepression?
Eine unbehandelte Depression kann nicht nur der werdenden Mutter schaden, sondern auch dem ungeborenen Baby. Denn sie bedeutet in erster Linie Stress. Die Folgen können Frühgeburt und ein geringes Geburtsgewicht sein (Evans et al., 2007). Es werden unter anderem ein erhöhtes Risiko für Päeklampsie, vorzeitige Wehen, erhöhte kindliche Herzrate, Stillprobleme und eine belastete Mutter-Kind-Bindung diskutiert.
Die gute Nachricht ist: Eine wirksame Behandlung ist möglich.
Ich biete Ihnen psychotherapeutische Hilfe bei einer Depression in der Schwangerschaft an. Gerne auch in Absprache mit Ihrer Ärztin / Ihrem Arzt. Nehmen Sie hier mit mir Kontakt auf, um einen Termin zu vereinbaren.
Gerne informiere ich Sie über meine Arbeitsweise.
Falls Sie mich nicht in meiner Praxis aufsuchen können, biete ich Ihnen eine psychologische Onlineberatung an.
Quellen:
Bennett, H. A., Einarson, A., Taddio, A., Koren, G & Einarson, T. R. (2004). Prevalence of Depression During Pregnancy: Systematic Review. Obstetrics & Gynecology, 103 (4), 698-709.
Blackmore, E. R., Côté-Arsenault, D., Tang, W., Glover, V., Evans, J., Golding, J. & O’Connor, T.G. (2011). Previous prenatal loss as a predictor of perinatal depression and anxiety. The British Journal of Psychiatry, 198 (5), 373-378.
Cohen, L. S., Altshuler, L. L., Harlow, B. L., Nonacs, R., D. Newport D. J.,Viguera, A. C., Suri, R., Burt, V. K.,Hendrick, V.,Reminick, A. M., Loughead, A., Vitonis, A. F. & Stowe, Z. N. (2006). Relapse of major depression during pregnancy in women who maintain or discontinue antidepressant treatment. JAMA, 295 (5), 499-507.
Evans, J., Heron, J., Patel, R.R. & Wiles, N. (2007). Depressive symptoms during pregnancy and low birth weight at term: longitudinal study. The British Journal of Psychiatry, 191 (1), 84-85.
Hatton, D. C., Harrison-Hohner, J., Matarazzo, J., Edwards, P., Lewy A. & Davis L. (2007). Missed antenatal depression among high risk women: a secondary analysis. Archives of Women's Mental Health, 10 (3), 121–123.
Kelly, R. H., Russo, J. & Katon, W. (2001). Somatic complaints among pregnant women cared for in obstetrics: normal pregnancy or depressive and anxiety symptom amplification revisited? Gen Hosp Psychiatry, 23 (3), 107-113.